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10.10.2017

Dreh-Momente

Ach ja, er wird uns fehlen, der Martin. 8 Monate lang drehte er für uns eine Daily Soap ganz eigener Art, die nun mangels ausreichender Quote für immer abgesetzt ist: der gerechtsradikale Don Quijote aus Würselen auf seiner klapprigen, 150 Jahre alten Mähre Rosinante-SPD. Des Ritters von der traurigen Gestalt heroischer Kreuzzug gegen den Riesen Angela hat mit einer Niederlage geendet: Die Dame seines Herzens Dulcinea-Deutschland ließ sich nicht betören. Auch der unentbehrliche Klotz am Bein, der dörfische Sancho Pansa-PDS auf seinem lahmen Esel, einen vom Don verheißenen Regentenposten erhoffend, konnte dem tragischen Helden nicht zum Sieg verhelfen. Nun denkt er sehnsuchtsvoll zurück an seine einstige Geliebte, die er schnöde verließ, um in der Fremde das große Abenteuer zu suchen: Strasbourg, mon amour!

In seinem „Zukunftsplan für Deutschland“ präsentierte Schulz eine „Mindestdrehzahl für Investitionen“. Während alle anderen Berufspolitiker vor Wahlen nur hohle Phrasen dreschen, von denen sie danach keine einzige einhalten, zeigte er uns bereits am 24. September um 18.00 Uhr, wie Wahlversprechen eingelöst werden: 111 zusätzliche Stellen im Bundestag plus diverses Assistenzpersonal, eine Steigerung um 18,56 %. Das kann allein Martin Schulz mit seiner profunden Erfahrung im Parlaments-Business hingedreht haben.

Alles dreht sich im Jamaika, aber nichts bewegt sich. Mal ehrlich: Niemand hat Bock auf diese Krampf-Koalition. Zwei Varianten, die KraKo zu umgehen: a) Methode Kohl: aussitzen. Die bisherige Regierung bleibt stillschweigend für die nächsten 4 Jahre geschäftsführend im Amt - Art. 69 Abs. 3 GG macht's möglich. b) Wenn schon Jamaika, dann bitte das Original: Deutschland wird bis zur nächsten Wahl von Jamaika verwaltet, eine Art Protektorat, weil die Deutschen es selbst nicht mehr auf die Reihe kriegen. Dann gibt es Rum zum Sonderpreis, und wir können uns die triste Wirklichkeit schönsaufen. Wie schon 2005 - 2009 und 2013 - 2017 zeigt sich erneut: Wir können nicht alles auf einmal haben. Eine, nun zwei antidemokratische, nicht koalitionsadäquate Parteien und gleichzeitig sinnvolle Koalitionen geht nun mal nicht - entweder oder.

Andrea Nahles ist total aufgedreht und kündigt mit großem Getöse an, was die SPD eh schon seit 27 Jahren tut: kungeln mit der PDS. Sie will sich mit der PDS-Fraktion „über unsere gemeinsame Verantwortung für unsere Demokratie verständigen“. Echt guter Witz, Frau Nahles: PDS und Demokratie, selten so gelacht. Das war aber nur so dahingesagt, tatsächlich hat sie für die PDS ganz andere Schmankerln in petto: „den Kapitalismus scharf kritisieren“ und die „negativen Seiten der Globalisierung thematisieren“ (fehlt nur noch Klassenkampf). Na, das schnackelt: In linken Kreisen haben die Stichworte „Kapitalismus“ und „Globalisierung“ die gleiche pawlow-artige Wirkung wie in rechten Kreisen „Ausländer“ und „Muslime“: Da ballt sich die Faust, es schwillt der Kamm, und man fühlt sich sofort kuschelig unter Gleichgesinnten. Ein weiteres Bonbon wirft Nahles der PDS zu: Grenzschließungen. Das bezieht sie zwar auf Flüchtlinge von außen, dennoch wird die PDS dabei ganz nass in den Augen vor glückseliger Erinnerung. Und gleich noch eins: Der Staat sei eine „strafende und begrenzende Kraft“. Oh ja, ist das schön, endlich wieder! Damit hat Nahles die PDS umgedreht, die muss ihr nun einfach zu Füßen liegen und aus der Hand fressen.

Nachdem wir in diesem Jahr 500 Jahre Reformation und 100 Jahre Russische Revolution über uns ergehen lassen müssen, droht 2018 ein noch abgedrehteres Gähn-Würg-Jubiläum: 50 Jahre Studentenrevolte. Den Festausschuss macht die PDSPD-Fraktionsgemeinschaft. Dem Vernehmen nach sollen die Feierlichkeiten bereits zu Weihnachten beginnen, um dem gemeinen Volk den Zugang zu diesem Thema aus längst vergangenen Zeiten zu erleichtern (was schon hinsichtlich Reformation und Revolution schwierig genug ist): Andrea Nahles und Sahra Wagenknecht werden als knallrote Weihnachtsfrauen (mit Martin Schulz als Knecht Ruprecht) durch die Lande ziehen und die gute, alte Mär verkünden. Einen Bart brauchen sie nicht - der Sozialismus hat einen solchen, der reicht schon. Allüberall in den Fußgängerzonen wird ihr Erkennungsruf erschallen: Hohoho! Hoho-Ho-Chi-Minh!

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(10.10.2017)

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