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17.9.2017

Plan Z

Faules Pack! Die Bundes-SPD hat schon fix und fertig, aber die Landesverbände: tote Hose. Kein Saar­land-Zukunftsplan, kein Schleswig-Holstein-Zukunftsplan, kein Nordrhein-Westfalen-Zukunftsplan - die Wahlergebnisse waren denn auch danach. Martin Schulz hingegen hat bereits Mitte Juli das Planfest­stellungsverfahren abgeschlossen und den „Zukunftsplan für Deutschland“ vorgelegt. Nun kann er entspannt einem glorreichen 24. September entgegensehen, denn er weiß, worauf das Volk abfährt: „Wir wollen Deutschland in eine gerechte Zukunft führen.“ Jaja, gib's uns, Gerechtigkeit ist so geil, da stehen wir total drauf, in allen Spielarten, möglichst viel und immer wieder! So ist es uns vergönnt, Zeugen zu sein, wie sich eine 500 Jahre alte göttliche Verheißung erfüllt: In seinem legendären Turm- bzw. Plumps­kloerlebnis erkannte Martin Luther, dass Gottes Gerechtigkeit allein durch den Glauben zu erlangen ist. Martin Schulz - darüber dürfte inzwischen nicht der geringste Zweifel bestehen - ist Gott. Hinsichtlich seiner und der SPD in ihrem müffelnden Elfenbeinturm gilt folglich: Man muss dran glauben.

Der Zukunftsplan ist aber dazu angetan, No-Future-Stimmung zu verbreiten und das Volk in eine tiefe Glaubenskrise zu stürzen - die Botschaft hör ich wohl, allein ...: Schulz will „Startups in ihrem Wachstum unterstützen.“ Die Unterstützung für sein eigenes Startup „Bundeskanzler“ versagt ihm das innovations­resistente Volk jedoch - Fehlstartdown. Er werde auf eine „Mindestdrehzahl für Investitionen“ hinwirken. Hier spricht der Fachmensch: Mit hohen Umdrehungen kennt Schulz sich schon seit jungen Jahren bestens aus. Der Staat müsse „endlich viel mehr Geld für Bildung ausgeben.“ Na, gar so groß scheint der Bedarf doch nicht zu sein: Schulz ist der lebende Beweis, dass man auch mit Bildungslücken Karriere machen kann. „Auch wer mitten im Leben steht, braucht Chancen, sich neu aufstellen zu können.“ Hierzu soll es ein „Chancenkonto“ geben, um u. a. Auszeiten zu finanzieren. Das hat vor allem Schulz selbst für die Zeit nach der Bundestagswahl bitter nötig, wenn er nicht mehr als Kanzlerkandidat durchs Land tingeln kann und niemals Bundeskanzler sein wird.

Schulz beabsichtigt, ein Bundeskanzler zu sein, der sich „nicht nur für die roten Teppiche Zeit nimmt“: Nanu, ist die SPD im falschen Film, will sie plötzlich die PDS links liegen lassen, statt ihr neuerlich einen glanzvollen Auftritt zu bescheren? Die SPD hat ihr doch seit 1990 konsequent ermöglicht, die Karriereleiter von der Provinzschmiere bis in die Höhen nationalen Starruhms zu erklimmen. Mehrere ostdeutsche Landesfilmpreise hat die von der SPD geförderte PDS schon eingeheimst, 2005 bekam sie den Oskar, 2014 sogar den Goldenen Löwen von Thüringen. Als Krönung ihres aufhaltsamen Aufstiegs erwartet die PDS von ihren Protegés und Mäzenen nun im Herbst den Bundesfilmpreis für ihre tragende Nebenrolle in der Marty-Horror-Picture-Show - ein Meilenstein des hollywoodreifen Katastrophenfilms. Und Schulz setzt noch eins drauf: „Die Men­schen in Deutschland sind ihrem Staat in vielerlei Hinsicht voraus.“ Jetzt reicht's aber! Will er die PDS gänzlich vor den roten Kopf stoßen? Was sind das für bourgeois-reaktionäre Abweichlertendenzen vom Vorsitzenden einer Partei, die in ihrem Programm damit protzt, „links“ zu sein, in der „stolzen Tradition des demokratischen Sozialismus“ zu stehen und auf „marxistischer Gesellschaftsanalyse“ zu beruhen. Hier muss die PDS wohl mal eine kleine Umerziehung vornehmen: Die Partei hat immer recht - nicht das doofe Volk. Und dann zitiert Schulz obendrein Willy Brandt: „Mehr Demokratie wagen!“ Geht's noch? Hat dieser Kerl denn gar kein Feingefühl? Trampelt rücksichtslos auf der zarten Seele der multipel umbenannten SED herum. Die ist doch heute noch traumatisiert von Erfurt 1970, als das Volk skandierte: „Willy Brandt ans Fenster!“ - von dem die SED 19 Jahre später weg war. Schulz schlägt damit der PDS sämtliche Türen vor der roten Nase zu. Wen will er dort mit seinem antiquierten Demokratiegefasel erreichen? Etwa die sonderbare Spezies der thüringischen PDSler, die laut Sigmar Gabriel allesamt „ordentliche rechte Sozis“ sind? Der überwiegende Teil der PDS-Mitglieder sind schließlich keine Demokraten, wie SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sehr zutreffend festgestellt hat, sondern wollen einen „Politikwechsel“ - also Diktatur und Planwirtschaft.

Der Zukunftsplan ist Vergangenheit: Schon zur Bundestagswahl 2009 beglückte uns die SPD mit einem Deutschland-Plan. Der Zweck heiligt die Planmittel, dennoch reichte es nicht mal für eine GroKo. Was also, wenn das Volk sich auch diesmal weigert, die Planvorgabe zu erfüllen? Dafür sollte die SPD ein weiteres Papier parat haben: Plan B. „Deutschland kann mehr!“ ruft Schulz flehentlich in die Wüste - mehr SPD wählen als nur läppische ≥ 20 %. Können könnte Deutschland schon, aber wollen will es nicht, aus gutem Grund. Was der Mehrschaumschläger beschwört, ist im Übrigen ein alter Hut: Bereits 2009 forderte die Horst-Schlämmer-Partei (HSP): „Es muss alles mehr werden!“. Doch trotz Hasen-Power (Urform des Schulz-Effekts) verfehlte sie den Wahlsieg. Auch Mümmelmann Martin kann sich noch so sehr abhetzen - am Abend des 24. September wird Angela Igel ihn abkanzlern: „Ick bin all hier!“ Sogar den SPD-Wahlkampfschlager hat Schulz von seinem glücklosen Vorläufer abgekupfert: „Wer HSP wählt, wählt Gerechtigkeit!“ Wenn Mehrchenonkel Martin uns dies lau und labbrig aufgewärmt vorsetzt, kommt mir Hannilein in den Sinn: „Boh, wat is dat langweilig!“

Nur brav ein Kreuzchen machen und dann untertänig alles runterwürgen, was die SPD uns einzubrocken beliebt - mehr können wir nicht? Noch 'n Zukunftsplan: Sollten SPD und Grüne die PDS in die Bundesregierung hieven, wird in Deutschland die Erde beben, und es wird einen Volksaufstand geben.

Wir Deutschen können mehr!

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(18.9.2017)

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