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7.8.2020

Außen Politik, innen Religion

Der Maas denkt, Gott lenkt - die Außenpolitik. Und die öffentliche Meinung wird überwiegend von Falschmeldungen und Verschwörungsspinnereien gesteuert. Jüngstes Beispiel: Die auch von seriösen Medien unreflektiert wiedergekäute Behauptung, im Bundesaußenministerium gebe es ein Projekt „Religion und Außenpolitik“. Was hat das Eine mit dem anderen zu tun? Natürlich nichts. Dass es sich folglich nur um einen blöden Witz handeln kann, ist für jeden halbwegs verständigen Menschen mehr als offensichtlich, aber dennoch nehmen viele, wenn nicht sogar die meisten Leute solchen Stuss für bare Münze. Die würden es auch brav glauben, wenn man ihnen weismachte, das Bundesjustizministerium betreibe eine Arbeitsgruppe „Gänseblümchenanbau und Verbraucherschutz“ und das Bundeswirtschaftsministerium veranstalte ein Symposium „Gruppensex und Mittelstandsförderung“. Sämtliche Naivlinge*innen, die bereitwillig auf dergleichen hereinfallen, denken sich natürlich: „Was soll denn dieser Quatsch? Sind die AA-Mitarbeiter seit der Corona-Rückholaktion nicht mehr ausgelastet? Dafür werden also unsere Steuergelder verplempert. Das ist ja noch überflüssiger und an den Haaren herbeigezogener als die Islamkonferenz (Allah hab sie selig), inhaltlich aber ungleich ideologischer, autoritärer, wirklichkeitsabgewandter und menschenfeindlicher, da nicht nur muslimisches, sondern obendrein christliches und jüdisches gottgesandtes Bodenpersonal mitmischt. Wer hat sich diese Lachpille ausgedacht? Wie üblich die Sozis - Muttis little Helper.“ Aber es kommt noch besser: Das Projekt sei nun heftig ausgebremst worden, weil eine der berufenen Berater, eine Frau namens Nurhan Soykan, sich durch antisemitische und islamistische Entgleisungen missliebig gemacht habe. Ja sischer dat: Alle Muslime wollen alle Juden ins Meer treiben und einen Islamischen Staat errichten. Da wird mal wieder jedes muffige Vorurteil bedient.

Dies reiht sich ein in die permanenten Versuche rechter Seilschaften, die SPD (und die Grünen) (und die Muslime) an den Pranger zu stellen und der Lächerlichkeit preiszugeben. So geistert seit eh und je der Vorwurf durch die sozialen Medien, SPD und Grüne würden mit der multipel umbenannten SED kungeln und koalieren. Dieses hanebüchene Gerücht wurde bereits vor 30 Jahren in Umlauf gebracht, als es soziale Medien noch gar nicäht gab (früher war doch alles besser). Keine Dümmlichkeit wird ausgelassen, je ferner der Realität, desto wirkungsvoller: Diese ununterbrochene Schlammschlacht ist in den letzten Monaten durch die Unterstellung eskaliert, in Thüringen gebe es eine Minderheitsregierung aus PDS, SPD und Grünen, deren fast zum Erliegen gekommene Vitalfunktionen notdürftig in der CDU/FDP-Intensivstation aufrechterhalten werden. Der PDS-Ministerpräsident sei ein aktiver Evangele (haha, witzig!) aus Westdeutschland (Siegerjustiz und Geringschätzung ostdeutscher Lebensleistung!) und ehemaliger ver.di-Sekretär (anti-gewerkschaftliche Ressentiments!). Na klar, ausgerechnet im post-SED-verseuchten Ostdeutschland muss ein Wessi als PDS-Häuptling importiert werden (was in Anbetracht des armseligen Häufleins der westdeutschen PDS-Funktionäre ein unverantwortlicher Braindrain wäre), obwohl dort kein Fachkräftemangel herrscht, sondern mehr als genug Möchtegern-Diktatoren Gewehr bei Fuß stehen. Dieses Hirngespinst ist von vorne bis hinten erstunken und erlogen, genauso wie der missionarische Kreuzzug des Auswärtigen Amtes, aber viele halten es für wahr. Jetzt fragen Sie mich vielleicht mit hämischem Grinsen: „Wenn Sie so ein oberschlauer Besserwisser sind: Welche Regierung gibt es denn stattdessen in Thüringen?„ Darauf erwidere ich mit mildem Lächeln: Hallo, gar keine. WEIL ES ÜBERHAUPT KEIN BUNDESLAND THÜRINGEN GIBT! Das ist doch alles nur gefaket!

Wie sich der Dumpfbacken-Stammtisch die Karikatur einer strenggläubigen Muslimain phantasiert, so sieht die angebliche Nurhan Soykan denn auch aus: Kopftuch bis über den Hals und bodenlanger Mantel. Wahrscheinlich gibt es einen Instagram-Filter, der aus jedem Gesicht rechte Klischeefiguren erzeugt: Alle männlichen Grünen haben schmuddelige Haare, schmuddelige Bärte, tragen Norwegerpullover und nuckeln am Joint. Alle Ökobio-Tussis sind minderwüchsig, haben das Down-Syndrom und tragen Zöpfe. Alle Schwuletten zwängen sich in hautenge Fummel, Strapse und Stilettos. Die Medien haben ein Foto von Soykan verbreitet: auf dem Podium einer Pressekonferenz von Islamverbänden, einzige Frau zwischen lauter Männern, darunter einer mit Baskenmütze - Paradebeispiel gelungener Integration: Abdullah Uwe Wagishauser. So sind sie eben, unsere Berufs-Muslime: escht voll krass Frauenquote und vorurteilsfrei gegenüber Quereinsteigern ohne Migrationshintergrund. Total außenpolitisch korrekt. Mein Gott, Heiko!

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(8.8.2020)

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