www.dietrich-klabunde.de
Startseite > Sonstiges > Diskriminalisierung

Druckfassung (PDF)

Diskriminalisierung

23.08.2006

Endlich, der epochale Meilenstein im unermüdlichen Bestreben, die Lebenswirklichkeit - den altbösen Feind aller Ideologen und -innen - unter einem Sarkophag aus betonharter politischer Korrektheit zu begraben, ist da: das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), vulgo Antidiskriminierungsgesetz. Wer wollte nicht schon immer mal einen gut bezahlten Job bekommen, ohne dafür geeignet zu sein? Das AGG macht's möglich, und es geht ganz einfach: Man/frau/malsomalso braucht nur zu behaupten, Arbeitgeber und -innen, die eine Stelle besetzen wollen, hätten ihn/sie/es bei der Bewerbung wegen irgendetwas diskriminiert. Kurz zum Arbeitsgericht, die Arbeitgeber und -innen werden abgeurteilt, und schon hat man/frau/malsomalso die Stelle ergeiert - oder besser noch: eine fette Schadensersatzzahlung. Zieht man/frau/malsomalso dies konsequent durch, lässt sich das doofe Arbeiten sogar gänzlich sparen. Man/frau/malsomalso muss sich nur etwas Passendes aus dem reichhaltigen Sortiment des AGG aussuchen: Rasse, ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion, Mundgeruch, Weltanschauung (was immer das sein mag), Behinderung, Alter und natürlich die sexuelle Identität (was immer das sein mag). Irgendetwas findet sich bestimmt, was als Diskriminierung hingestellt werden kann.

Diese Chance will auch ich unbedingt nutzen, um ein großes Stück vom Kuchen abzubekommen. Aber wie? Ich bin dermaßen eigenschaftslos, dass es beim besten - bzw. schlechtesten - Willen nichts gäbe, weswegen ich diskriminiert werden könnte. Das finde ich total diskriminierend. Ich habe nicht mal eine sexuelle Identität, sondern ich stehe einfach auf Mädels mit dicken Dingern. Darf mir deshalb der berufliche Aufstieg per AGG verschlossen bleiben? Muss ich nun alle Hoffnung fahren lassen und den letzten Schritt der Verzweiflung tun, den das Hineingeworfensein in diese sinnlose Existenz uns lässt - und PDS-Mitglied werden? Dann könnte ich wenigstens gegen Arbeitgeber und -innen vorgehen, die intelligente, verantwortungsbewusste, zukunftsorientierte Mitarbeiter und -innen suchen. Aber das genügt mir nicht, ich will alles und noch viel mehr. Deshalb mache ich aus der Not eine Tugend und definiere mich als Minderheit der inkompetenten Indifferenten und -innen. Kann ich denn was dafür, dass ich so ein Wischiwaschi-Typ bin? Na also! Damit werde ich sämtliche Arbeitgeber und -innen platt machen, selbst wenn sie nur minimale Anforderungen stellen und mich armes Hascherl folglich diskriminieren. Karriere, ich komme!

------------------------------------------------------------------------------------

Weitergabe, Veröffentlichung jeglicher Art und Verlinkung dieses Textes sind mit Autoren- und Quellenangabe ausdrücklich erwünscht!

Startseite > Sonstiges > Diskriminalisierung

(23.08.2006)

Impressum
Datenschutzerklärung