www.dietrich-klabunde.de
Startseite > Sonstiges > Fremd-Sprache

Druckfassung (PDF)

4.8.2019

Fremd-Sprache

Wehret den Anfängen! So weit ist es in Deutschland also gekommen: Wieder wird eine Bevölkerungsgruppe mittels eines Sterns stigmatisiert und ausgegrenzt. Diesmal sind es die Drittgeschlechtlichen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass den diversen dritten Geschlechtern Definition und Nomenklatur vorenthalten, sondern sie abfällig und geringschätzig als „divers“ über einen Kamm geschoren werden (wohingegen jede Amöbe eine Bezeichnung hat). Obendrein wird ihnen auch noch ein Brandzeichen, ein Schandmal aufgedrückt: der Stern. Sie wissen schon: Arbeitnehmer*innen und so. Er steht eingezwängt zwischen der männlichen und weiblichen Form, wie ein kleines Kind, das von Papa und Mama an den Händchen gehalten werden muss, weil es wackelig auf den Beinen und nicht selbstständig steh- und gehfähig ist. Mit dieser vertrockneten Brosame werden die Drittgeschlechtlichen abgespeist. In der Datenverarbeitung wird der Stern zur Trunkierung benutzt, als Abkürzung, als Platzhalter für Bestandteile einer Zeichenkette, die nicht bedeutsam sind. Im politisch korrekten Neuschreib steht er entsprechend für den indifferenten Rest, für ferner liefen, unwichtig, austauschbar, beliebig, nicht signifikant, wischiwaschi. Dadurch werden die Drittgeschlechtlichen diskriminiert und in die Rumpelkammer für Diverses abgeschoben. Ich verlange deshalb, dass die Drittgeschlechtlichen stattdessen durch ein Ausrufezeichen darzustellen sind, das sich an erster Position befindet. Denn gesellschaftliche Minderheiten sind nun mal die Hauptpersonen, aller Aufmerksamkeit hat sich auf sie zu richten, sie befinden sich selbstverständlich an oberster Spitze, und alle anderen müssen nach deren Pfeife tanzen und sich ihren Mätzchen und Partikularinteressen unterordnen - so ist das nun mal in einer toleranten, offenen Gesellschaft. Der Stern hat überdies ein gravierendes, inakzeptables Manko, wodurch er von vornherein auch unter Praktikabilitätsgesichtspunkten völlig unbrauchbar ist: Er lässt sich nicht aussprechen. Das Ausrufezeichen hingegen lässt sich ohne Weiteres artikulieren: In den Sprachen der südafrikanischen Khoisan-Völker gibt es Schnalzlaute, die durch das Ausrufezeichen verschriftlicht werden. Künftig muss es also heißen (und buchstäblich lauten): !Arbeitnehmer-innen.

Welches Zeichen soll aber statt des Sterns als Trenner zwischen der männlichen und weiblichen Form stehen? Gar keines! Die männliche und weibliche Form werden kurzerhand abgeschnippelt wie ein Wurmfortsatz im, pardon: am Blinddarm (das war jetzt keine homophobitionalistische Entgleisung, sondern ein bloßes Versehen). Wenn man also ausdrücken will: „Der/die/das Arbeitnehmer*in arbeitet“, heißt es künftig: „!Arbeitnehm arbeitet.“ Wo ist der Artikel geblieben? Weg, weil überflüssig (im Lateinischen gibt es seit eh und je keine Artikel). Entsprechend heißt es: „!Arbeitnehm arbeiten“, wenn es sich um mehrere handelt. Singular und Plural werden einfach durch das Verb ausgedrückt. Sollte dies in Ausnahmefällen mal nicht möglich sein, wird der Singular durch ein vorangestelltes „eins“ formuliert: „eins!Arbeitnehm“; entsprechend der Plural durch ein vorangestelltes „viel“: „viel!Arbeitnehm“. Total einfach und spart nebenbei eine Menge Lese- und Sprechzeit, Papier und digitale Speichermedien. - Am Anfang war das !!

Siehe auch:
Der Stern des Anstoßes

------------------------------------------------------------------------------------
Weitergabe, Veröffentlichung jeglicher Art und Verlinkung dieses Textes sind mit Autoren- und Quellenangabe ausdrücklich erwünscht!

Startseite > Sonstiges > Fremd-Sprache

(4.8.2019)

Impressum
Datenschutzerklärung