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29.12.2019

Habe nun, ach, Juristerei ...

„Hätte ich nur einen Satz vom Ringelnatz“, wünschte sich Heinz Erhardt. Und wovon träumen deutsche Richter? Dass sie wenigstens ein einziges Mal eine einzige Sentenz zuwege bringen, die Bestand hat über den Tag hinaus, noch nach Jahrzehnten in aller Munde. Da sie jedoch wissen, dass all ihre salomonischen Urteile, die sie bereits verübt haben und künftig verüben werden, nullkommanix enthalten, was in das kollektive Gedächtnis einer Kulturnation eingehen wird, müssen sie stattdessen mit dem Füßchen aufstampfen und denjenigen eins reinwürgen, die mit wenigen prägnanten Worten etwas Bleibendes, einen filigranen Fels im reißenden Strom der Nichtigkeiten geschaffen haben - deutsche Neidkultur. Deshalb lehnte das Literarische Duett aus Landgericht München I und Oberlandesgericht München im Sommer den Antrag der Erbinnen Loriots ab, einem Hersteller von T-Hemden zu untersagen, auf seinen Produkten das Zitat „Früher war mehr Lametta“ abzukupfern: Es handele sich um einen „eher alltäglichen und belanglosen Satz“, dem „die für die Qualifizierung als Werk erforderliche Originalität“ fehle, die „hinreichende Schöpfungshöhe“. Wie hoch ist die hinreichende Schöpfungshöhe von „Sein oder nicht sein“? Und von: „Er aber, sag 's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“

Dennoch sind unsere Richter keine verkniffenen Paragrafen*innenreiter*innen, sondern ihnen sitzt der Schalk im Nacken, und alleweil sind sie zu Schelmereien aufgelegt. Beweis: Zeugnis der Pressestelle des Landgerichts, das die Beschlüsse vom 18. Juli und 14. August erst am 20. Dezember publik gemacht hat, verbunden mit Wünschen für frohe Weihnachten - geht 's noch ein bisschen dämlicher? Vielleicht hätte das Freistaatlich Bayerische Landgericht einen zeitgemäßeren Blick auf den Kasus, wenn der Film umbenannt würde - „Weihnachten bei Thunbergs“: Der Baum naturfrisch und umweltfreundlich ohne Lametta, auch Greta - Puff! - mag Atomkraftwerke, und ihr Ebenbild, das geschlechtslose, miesepetrige Balg Dicki findet - auf mehr als hinreichender Schöpfungshöhe - das adäquate Schlusswort zu den Gerichtsentscheidungen: „Zickezacke Hühnerkacke!“

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(29.12.2019)

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