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17.11.2019

Kandidatenschutzbeauftragter

Voll langweilig: 2021 gibt es weder WM noch EM noch Olympia. Deshalb freuen wir uns schon jetzt ganz doll auf den Bundestagswahlkampf - immerhin etwas. Doch plötzlich, 2 Jahre vorher, verlautbart ein gewisser Norbert Walter-Borjans, die SPD solle keinen Kanzlerkandidaten aufstellen, da sie die Wahl ohnehin verkackt (das hat er zwar nicht wörtlich gesagt, aber so gemeint). Och menno, 2017 war doch voll lustig: Schulz-Effekt und Gerechtigkeit und all das. Walter-Borjans sollte sich mal an die eigene Nase fassen: Er ist schließlich selbst Kandidat, er will nämlich SPD-Vorsitzender werden. Immerhin etwas: Wenn denn die SPD nie wieder Bundeskanzler wird, so stellt sie zumindest den*die SPD-Vorsitzenden*in, genau genommen sogar zwei, nämlich eine Frau und ein Mann.

Aber wo bleiben die diversen Diversen? Sollen sie sich hilfsweise durch die weibliche oder den männlichen Vorsitzenden repräsentiert fühlen, analog zum skandalösen, reaktionären brandenburgischen Wahlgesetz, wonach die Parteien bei Landtagswahlen halbe-halbe Frauen und Männer als Kandidaten aufstellen müssen, und wer weder das eine noch das andere ist, soll sich gefälligst der einen oder anderen Hälfte anschließen: Sie „können frei entscheiden“, welcher. Na, schönen Dank auch, wie großherzig, zwischen Pest und Cholera wählen zu dürfen, da müssen die Diversen ja froh sein, dass sie nicht von Amts wegen gegendert werden. Ergebnis: Die Diversen werden unsichtbar gemacht, aus dem öffentlichen Bewusstsein verbannt und müssen sich wie eh und je einer Zwangsidentität unterwerfen. Zudem ist absehbar, dass emanzipationsfrustrierte Chauvis massenhaft behaupten werden, Diverse zu sein, und so die Frauenhälfte unterwandern und majorisieren. Müssen sie beweisen, divers zu sein? Nein. Lässt sich ihre Behauptung widerlegen? Nein. Auf die brandenburgische Landtagswahl 2024, bei der die Regelung erstmals wirksam wird, dürfen wir gespannt sein.

Doch ich schweife ab (was beim Thema SPD allerdings unvermeidlich ist). Walter-Borjans' Haltung ist menschlich verständlich - er hat keinen Bock, sich öffentlich zu blamieren (andererseits: Er ist nun mal SPD-Funktionär): Zunächst muss er es fertigbringen, SPD-Vorsitzender zu werden. Klappt das nicht: blamiert. Schafft er es, müsste er zum Kanzlerkandidaten gekürt werden. Das aber ist praktisch ausgeschlossen, da er ein Mann ist: blamiert. Würde er aber wider Erwarten diese Hürde überwinden, so müsste er sich in einem monatelangen Langstreckenlauf zum Narren machen und würde doch nicht Bundeskanzler, nachdem die SPD die Wahl ver... na, Sie wissen schon: blamiert. Die SPD soll sich mal ein Beispiel an der westdeutschen PDS nehmen: Die verheizt Kandidaten in Oberbürgermeister-Wahlen, obwohl sie von vornherein völlig chancenlos sind, z. B. 2014 in Göttingen: 6,4 %. Dies dürfte ziemlich genau dem absehbaren Ergebnis der SPD bei der Bundestagswahl 2021 entsprechen.

Nur Weil ... pardon: weil die SPD-Oberen*innen solche Mimosen*mösen sind, haben sie noch längst nicht das Recht, sich kaltschnäuzig ihres Unterhaltungsauftrags zu entziehen. Vielmehr kommt es allein darauf an, was dem Volke frommt, und das Volk will immer nur das Eine: Fun, Fun, Fun! Spätestens ab Januar 2021 müssen die Bürger auf die Straße gehen und ihren legitimen Anspruch auf Amüsement machtvoll einfordern, denn alle Spaßgewalt geht vom Volke aus: „Wir wollen unsern Kandidaten Martin wiederham/Aber den mit dem Bart, mit dem Fusselbart!“

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