www.dietrich-klabunde.de
Startseite > Sonstiges > Das Kevin-Komplott

Druckfassung (PDF)

6.3.2018

Das Kevin-Komplott

GroKo, NoGroKo, MiRe, NoMiRe, ja und nein, sowohl als auch - wenn Zwei das Gegenteilige sagen, meinen sie doch dasselbe. So Angela Merkel und Kevin: Erstere wollte eine Große Koalition und keine Minderheitsregierung, Letzterer wollte eine Minderheitsregierung und keine Große Koalition. Unvereinbar? Überhaupt nicht, alles nur eine Frage der Definition. Was glauben wir, meint Kevin, wenn er von GroKo spricht? Natürlich eine Koalition aus CDU, CSU und SPD. Logo, die will er nicht, pfui Deibel. Genauso wie Merkel. Wie bitte? Aber darauf zielte sie doch ab. Natürlich, doch sie meint etwas ganz anderes. Für Angela Merkel ist GroKo eine Große Koalition aus Angela Merkel und CDU. Sie will sich doch nicht ewig mit der doofen SPD rumärgern - die doofe CSU reicht ihr schon. Und obendrein beinahe Martin Schulz im Kabinett, Tag für Tag, dreieinhalb Jahre lang - geht gar nicht! Was glauben wir, meint Merkel, wenn sie von Minderheitsregierung spricht? Natürlich eine Bundesregierung aus CDU und CSU, die im Bundestag keine Mehrheit hat. Klar, die will sie nicht, igittigitt! Genauso wie Kevin. Wie bitte? Aber darauf zielte er doch ab. Natürlich, doch er meint etwas ganz anderes. Für Kevin ist MiRe eine Bundes­regierung aus CDU, die im Bundestag eine Mehrheit hat. Ich merke schon, geneigte Leser und -innen, Sie können mir nicht ganz folgen.

Deshalb Rückblende: Es ist Herbst, Herbst 2017. Bleischwer und düster lastet der November auf Deutschland, alles grau in grau, kalt und nebelverhangen. Die Bundestagswahl liegt bereits 2 Monate zurück, und noch immer bewegt sich nichts, keine Regierung in Sicht, Stillstand und Agonie. Die SPD verweigert sich von vornherein, die Jamaika-Gespräche mit FDP und Grünen schleppen sich so hin. „Warum will uns niemand regieren?“ fragen sich die Deutschen. „Sind wir denn so hässlich und unsym­pathisch? Hat uns niemand mehr lieb?“ Oder liegt es an Fachkräftemangel und Überalterung? Vielleicht sollten junge, hochqualifizierte Flüchtlinge aus demokratisch-republikanischen Kulturkreisen mit den Regierungsgeschäften betraut werden. Depression breitet sich aus, tiefe Verzweiflung, die Deutschen sind das einsamste Volk der Erde, vernachlässigt, mutterseelenallein. Doch Eine ist immer für uns da und sorgt für uns, auch in den bittersten Stunden: Mutti. Aus eigener Kraft schafft sie es aber nicht: Es gibt zwar sage und schreibe 709 Bundestagsabgeordnete, dennoch finden sich nicht genügend, um sie ohne Umschweife und langwierigen Koalitionsquatsch zu inthronisieren.

Der schwachen Menschen Seele verzagt viel zu schnell und gibt sich gar zu leichtfertig der schwärzesten Hoffnungslosigkeit hin. Aber die Erfahrung lehrt uns immer wieder: Gerade in dem Augenblick, wenn alles verloren scheint und nur noch ein Abgrund vor uns liegt, geht das Leben doch weiter - und alles kommt noch viel schlimmer! So auch diesmal: Am 20. November ist Jamaika geplatzt. Deutschland stockt der Atem, die Zeit steht still, und unser aller innigster Wunsch, dies möge nur ein wirrer Alptraum sein, erfüllt sich nicht - die Hölle ist real geworden. Rein zufällig nur 4 Tage später wird ein neuer Juso-Vorsitzender gewählt: Kevin.

Nun also Koalitionsvertrag - gut und unschön, aber bevor es jetzt mit Hochdruck ans Regieren geht (immerhin müssen 5 Monate nachgearbeitet werden), ist noch ein klitzekleines Ritual zu absolvieren: Merkels Wahl zur Bundeskanzlerin. Ist sie qua Koalitionsvertrag, per Akklamation in der Verhandlungsrunde gewählt? Oder vom SPD-Vorstand, vom SPD-Sonderparteitag, oder ist sie nun von den SPD-Mitgliedern gewählt worden? Natürlich nicht, sondern (aufgemerkt nun also!) dafür sind die Bundestagsab­geordneten zuständig - hört, hört! Nun mögen manche mich des übertriebenen Formalismus und der Kleinkrämerei zeihen, aber so steht es nun mal im GG: Art. 63. Theoretisch könnten also die SPD-Abgeordneten Merkel die Wahl verweigern, obwohl die SPD-Mitglieder die Große Koalition befürwortet haben. Ist von den Bundestagsabgeordneten aber auch nur ansatzweise die Rede? Natürlich nicht. Weil sie brav das tun werden, was ihre Parteivorstände ihnen diktieren.

Die Bundestagsabgeordneten haben sich seit der konstituierenden Sitzung am 24. Oktober an das leichte Leben gewöhnt: nichts zu tun, keine Themen, keine Diskussionen, keine Entscheidungen. Stattdessen haben sie ein lustiges Spiel ausgeheckt, um sich die Zeit zu vertreiben: Ausschüsse besetzen. Das macht allen viel Spaß, und sie brauchen sich nicht um Politik zu kümmern. Wenn es mal zu langweilig wird, schlägt die AfD-Fraktion vor, Hammelsprung zu spielen. Aber darauf haben die anderen keinen Bock, und dann dürfen alle früher nach Hause gehen.

Kein loyales Parteimitglied würde öffentlich dazu aufrufen, die eigene Partei zu unterwandern und zu manipulieren. Genau das aber hat Kevin getan: massenhaft in die SPD eintreten, allein zu dem Zweck, gegen die GroKo zu stimmen. Was hat es mit diesem Verhalten auf sich? Es gibt nur eine einzige Erklä­rung: Kevin ist ein gedungener Saboteur, ein in die SPD eingeschleuster Maulwurf, um die Partei zu unterminieren. Kevin ist Merkels Kreatur, ihr skrupelloser, zu allem bereiter Vollstrecker. Und die gesamte Aktion ist eine von langer Hand geplante Verschwörung unter dem Codenamen A5K: Angelas fünfte Kolonne.

Und tatsächlich hat die SPD seit Jahresbeginn jede Menge neuer Mitglieder hinzugewonnen - angeblich mehr als 24000. Völlig unglaubwürdig: Wer ist denn so blöd, sich auf dieses sinkende Schiff zu begeben? Des Rätsels Lösung: Die neuen Mitglieder sind ausschließlich StrohmännerInnen_innen*innen der CDU. Und es sind nicht nur 24000, sondern 464000. Was Kevin der Bevölkerung natürlich verschweigt: Nun, da die Saboteure die Mehrheit der SPD-Mitglieder stellen, wird vor dem 14. März mal wieder ein Sonderparteitag einberufen, und dann werden sie den gesamten SPD-Vorstand wegputschen und durch Angelisten ersetzen. Diese werden die SPD-Abgeordneten anweisen, ab sofort immer für die Vorhaben der Bundesregierung von Angela Merkel und der CDU (ohne SPD- und CSU-Minister) zu stimmen - Große Koalition und Minderheitsregierung in einem.

Die übrigen Fraktionen erledigen sich durch Flurbereinigung von selbst: Die PDS- und AfD-Abgeordne­ten gründen den interfraktionellen Wladimir-Putin-Fanclub und erhalten Asyl in ihrem Traumland - auf der Krim. Kevin, der junge, wilde Verfechter der Minderheitsregierung, wird Minister für den Schutz von Minderheiten. Als erste Amtshandlung richtet er im Bundestag einen Hort ein, wohin die FDP- und Grü­nen-Abgeordneten ausgelagert werden. Dort stören sie nicht und können ungestört - ruhiggestellt durch Cannabis-Produkte - weiterhin „Ausschüsse besetzen“ spielen. Auf Initiative der FPÖ wird Bayern annektiert, wodurch die Westmark heim ins Österreich gelangt. Die CSU-Abgeordneten werden konzen­triert untergebracht und durch die permanente Berieselung mit Sissi- und Arnie-Filmen gefoltert. Merkel erwägt einen diplomatischen Vorstoß, um die Haftbedingungen zu erleichtern.

Vielleicht kümmert Kevin sich drum.

------------------------------------------------------------------------------------
Weitergabe, Veröffentlichung jeglicher Art und Verlinkung dieses Textes sind mit Autoren- und Quellenangabe ausdrücklich erwünscht!

Startseite > Sonstiges > Das Kevin-Komplott

(6.3.2018)

Impressum
Datenschutzerklärung